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#ReclaimSchlossbergring

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Am 26. April 2020 haben wir uns mit tausenden Fahrrädern, Longboards, Inline-Skates und unseren Füßen ein Stück Stadt zurückerobert und tausenden Menschen ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.

Zwischen 11 und 18 Uhr haben wir eine der vier KFZ-Fahrspuren des Schlossbergrings in eine PopUpBikeLane verwandelt. In zahlreichen Städten werden derzeit hunderte Kilometer Fahrspuren dem Radverkehr zur Verfügung gestellt. Aufgrund des massiven Rückgangs bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel steigen immer mehr Menschen auf das Fahrrad. Diese können aber auf den engen Radwegen den notwendigen Abstand unmöglich einhalten. Mit unserer Aktion wollten wir aber nicht nur auf einen Corona-bedingten Mißstand hinweisen. Der Schlossbergring ist ein seit Langem bestehender Offenbarungseid der Freiburger Radverkehrspolitik. Schon 2012 beschrieb das Radverkehrskonzept 2020 diesen Bereich wie folgt:

Auf der Ostseite führt ein baulicher Radweg in nördliche Richtung, in geringer Breite zwischen vierstreifiger Straße und Stützwand. Da ein Gehweg fehlt, stören gelegentlich verbotenerweise hier gehende Fußgänger. Bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation sind aufgrund der räumlichen Gegebenheiten mit vertretbarem Aufwand allerdings nicht durchführbar.
(Radverkehrskonzept 2020, Anhang 3 – Maßnahmenbeschreibungen, S. 118)

Diese Aussage zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch die Argumentation der Stadtverwaltung. Jegliche Forderung nach mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr wird mit den engen Platzverhältnissen gekontert. Lassen wir uns die Verhältnisse auf der Zunge zergehen:
Die Green City Freiburg rühmt sich in der Außendarstellung mit einem MIV Anteil von nur 21% der Wege im Binnenverkehr – diesen 21% MIV Anteil stehen am Schlossbergring 70% der Verkehrsflächen zur Verfügung! Trotzdem weist die Stadtverwaltung Forderungen nach breiteren Fuß- und Radwegen mit dem Argument zurück, dass dafür leider kein Platz sei. Eine Umverteilung der Verkehrsfläche scheint völlig außerhalb des städtischen Vorstellungshorizonts.

Die Rückmeldung der Passant*innen zur #PopUpBikeLane war überwältigend. Zahlreiche Radfahrer*innen fuhren von der Kartäuserstraße und über die Brücke des Gewerbebachs her kommend auf den Schlossbergring und jubelten über die neue Fahrradinfrastruktur. “Ist das nur heute so oder bleibt das?” war eine der Fragen die wir sehr häufig gehört haben an diesem Tag. Mit der Aktion haben wir gezeigt das eine Neuverteilung der Verkehrsflächen möglich und sinnvoll ist – nicht nur in Zeiten von Corona!

Um unserer Forderung Nachdruck zu verleihen, laden wir am 03.05.2020 um 18 Uhr zu einem Webinar, indem wir unsere Forderung nach einem fuß- und fahrradfreundlichen Innenstadtring vorstellen.