Das vom Garten- und Tiefbauamt vorgelegte Maßnahmenpaket ist ein erster Schritt hin zu einem fuß- und radverkehrsfreundlicheren Freiburg. Die vorgeschlagenen Maßnahmen, werden nur möglich, weil der Gemeinderat auf Initiative des Fuß- und Radentscheids signifikant höhere Investitionsmittel für Fuß- und Radentscheid im Doppelhaushalt 2021/22 durchgesetzt hat. Der Fuß- und Radentscheid unterstützt die Mehrheit der vom Garten- und Tiefbauamt vorgeschlagenen Maßnahmen, auch wenn wir an einigen Stellen noch erheblichen Gesprächsbedarf sehen.
Wichtige Projekte wie die Rampe vom FR2 an den Radweg nach Haid/Tiengen, der Lückenschluss beim FR2 zwischen Breisacher und Elsässerstraße, die Verbindung der Fahrradstraßen in der Bissierstraße mit der Engelbergerstraße, oder die Trennung von Fuß- und Radverkehr in der Basler Straße östlich der Merzhauser Straße verbunden mit einer Flächenumverteilung zugunsten des Fuß- und Radverkehrs sind wichtige Schritte hin zu einer echten Verkehrswende.
Wir freuen uns insbesondere, dass auf unsere Anregung hin die bevorrechtigte Radverkehrsquerung der Rosastraße parallel zur Bismarckallee und die Umwidmung von einer Fahrspur am Greifeneggring Eingang in die Planungen gefunden hat. Die Maßnahme an der Rosastraße ist ein kleiner Schritt hin zu dem von uns geforderten Innenstadtring. Wünschenswert wäre aber, dass im gleichen Zug auch die bevorrechtigte Radverkehrsquerung an der Eisenbahnstraße umgesetzt wird.
Ein weiterer wichtiger Schritt wäre die kurzfristige Einführung eines Zweirichtungsradwegs zwischen dem Stadtgarten und der Kartäuser Straße auf dem Schlossbergring. Auf dieser wichtigen Radverkehrsverbindung zwischen Herdern und der Oberau gibt es auf der Ostseite derzeit keine Fußverkehrsinfrastruktur und einen Radweg der nicht den Sicherheitsanforderungen an Radverkehrsinfrastruktur entspricht. Das führt dazu, dass nur ca. halb so viele Radfahrende von der Oberau nach Herdern fahren als in die Gegenrichtung. Der für Kfz großzügig ausgebaute Schlossbergring führt zu ungewolltem Kfz Schleichverkehr durch Herdern. Wir hoffen, dass noch in diesem Jahr ein entsprechender Vorschlag von der Stadtverwaltung vorgelegt wird.
Allerdings haben wir bei einzelnen Maßnahmen durchaus noch Gesprächsbedarf. Beim Thema Friedhofstraße haben wir mehrere Stellungnahmen in das laufende Bebauungsplanverfahren eingereicht.
Die Modernisierungsmaßnahmen an der Ochsenbrücke sehen wir als absolut notwendig an. Allerdings gehen die vorgelegten Planungen – angesichts der zahlreichen Unfälle mit Fahrradbeteiligung in den letzten Jahren – nicht weit genug.
In den bisher vorliegenden Planungen der Stadtverwaltung ist statt dem heute 1,8 m breiten Radweg auf der Ostseite ein 2,18 m breiter Radweg in beide Fahrtrichtungen vorgesehen. Auch in die Gegenrichtung ist ein 2,18 m breiter Radweg mit einer Kfz-Linksabbiegerspur und einer “überbreiten” Kfz-Spur, auf der zwei PKW nebeneinander fahren können, geplant. Auch nach dem „fahrradfreundlichen Umbau“ an dieser Stelle sind 8,77 m für den Kfz-Verkehr vorgesehen, während der Radweg auf der Fahrbahn gerade einmal um 38 cm auf 2,18 m verbreitert würde. Unsere Messungen mit dem OpenBikeSensor legen nahe, dass diese Lösung nicht dazu führen wird, dass der Mindestabstand bei Überholungen des Radverkehrs eingehalten wird. Insbesondere wenn zwei PKW auf der geradeaus Spur nebeneinander fahren ist es praktisch nicht möglich den gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,5 m einzuhalten. Diese Flächenaufteilung führt unweigerlich dazu, dass insbesondere in der Rushhour Radfahrende zu eng überholt werden. Sobald größere Fahrzeuge wie zum Beispiel Lieferwagen oder gar Lkw ins Spiel kommen, wird schon jetzt die weiße Linie, die den Radweg vom Kfz-Verkehr trennt, regelmäßig be- oder überfahren.
Wir fordern deshalb, die beiden geradeaus fahrenden Kfz-Spuren in beide Richtungen auf jeweils eine Geradeaus-Spur zu verringern. Das würde eine signifikante Verbreiterung des Radwegs ermöglichen, sodass sich Radfahrende auf dieser Strecke gegenseitig überholen könnten. Da der FR3 – im Gegensatz zum FR1 und FR2 – eine Strecke mit sehr vielen Ampeln darstellt, ist es für eine Radvorrangroute elementar, dass Radfahrende nicht alle paar hundert Meter an einer roten Ampel halten müssen. Das kann aber nur funktionieren, wenn es zumindest immer wieder Stellen gibt, an denen ein Überholen langsamerer Radfahrender möglich ist. Gerade der Bereich um die Ochsenbrücke bietet sich hierfür an, da hier der notwendige Platz vorhanden wäre und sich vier Ampeln auf gerade einmal 250 m befinden. Außerdem könnte ein entsprechend breiter Radweg im Notfall auch durch Rettungsfahrzeuge genutzt werden. Ein Radweg ist deutlich schneller freigeräumt als eine Kfz-Fahrbahn.
Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass die Maßnahme mit geplanten Kosten von 1 Million € zu den teureren Maßnahmen des Pakets gehört, obwohl hier nur auf einem kurzen Stück geringe Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr umgesetzt werden. Es drängt sich der Verdacht auf, dass allgemeine Sanierungs- bzw. Modernisierungskosten der Ochsenbrücke oder aber kostspielige Maßnahmen, wie zum Beispiel die Versetzung von Bordsteinen in diesem Betrag enthalten sind. Eine Versetzung der Bordsteine ist nur notwendig um die überbreiten Fahrspuren für den Kfz-Verkehr zu erhalten. Für solche Maßnahmen sind aber die von den Mehrheitsfraktionen des Gemeinderats durchgesetzten Investitionsmittel für Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen niemals gedacht gewesen!
Grundsätzlich sehen wir aber noch lange nicht alle Zielvorstellungen des Gemeinderatsbeschlusses vom 08.12.2020 mit diesem Maßnahmenkatalog adressiert. Um Menschen aller Altersgruppen und Lebenssituationen zu adressieren bedarf es über die vorgestellten Maßnahmen hinaus auch geschützter Radwege und Kreuzungen, besserer Querungsmöglichkeiten und einer Ausweitung von Fußgängerzonen und verkehrsberuhigten Bereichen. Die noch im Gespräch befindlichen Maßnahmen für den Schlossbergring, die Berliner Allee, die Wiesentalstraße und die Elsässer Straße werden zeigen, ob der politische Wille für die dringend notwendige Verkehrswende in Freiburg auch noch vorhanden ist, wenn es politisch kontrovers wird.