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Mehr Platz für zu Fuß Gehende und provisorische Radinfrastruktur schaffen

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Der Fuß- und Radentscheid Freiburg fordert die Stadt Freiburg auf, an den mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen den rechten Fahrstreifen, ab sofort für die Dauer der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg in einen Radfahrstreifen umzuwidmen. Andere Städte, wie z.B. Berlin tun das bereits, um Menschen eine sichere Fortbewegung zu ermöglichen.

„Gegen die Corona-Pandemie müssen jetzt drei Dinge geschehen. 1. Ausbreitung verlangsamen, 2. Kapazität im Gesundheitssystem steigern, 3. zusätzliche Belastungen der Krankenhäuser reduzieren.” zählt Tobias Kurzeder vom Fuß- und Radentscheid Freiburg auf, “Radfahren ist dafür eine einfache und sichere Möglichkeit, wohnortnah mobil zu sein, sich dabei zu bewegen und sportlich zu betätigen.”

Sind die Menschen auf den für sie weiterhin erforderlichen Wegen mit dem Rad unterwegs, ergibt sich ein geringeres Ansteckungsrisiko als bei einer Fahrt im öffentlichen Nahverkehr oder mit mehreren Personen im Auto. „Wenn so viele Menschen wie möglich Radfahren, schützen sie die Personen, die auf den Nahverkehr besonders angewiesen sind. So müssen sie nicht so dicht gedrängt zusammensitzen oder gar stehen“, fügt Fabian Kern hinzu. Wegen der aktuellen Schließung zahlreicher öffentlicher und privater Betriebe für den Publikumsverkehr seien wesentlich weniger Menschen mit dem Auto unterwegs. Im Gegenzug nutzen mehr Menschen das Fahrrad oder gehen zu Fuß.

Spazierstraßen wie in Wien, Winnipeg und Calgary und anderen

Wien und einige nordamerikanische Großstädte haben längst damit begonnen, ganze Straßenzüge für Fußgänger zu öffnen. Dieses Modell können auch deutsche Städte übernehmen – durch die Schaffung verkehrsberuhigter Bereiche, von Spielstraßen oder in Form von Verkehrsversuchen, wenn nach Ostern die Novelle der Straßenverkehrsordnung in Kraft tritt.

„Besonders Kinder brauchen den öffentlichen Raum mehr denn je. Die Straße vor der Tür zur temporären Spielstraße machen, damit Familien mit etwas mehr Platz in der Sonne spielen können, ohne Gefahr zu laufen sich anzustecken. Das könnte auch in Freiburg funktionieren“, meint Ingrid Marienthal. Viele Gehwege in Freiburg sind zu schmal, um den erforderlichen Abstand einzuhalten. Hier könnte die Stadt Abhilfe schaffen, indem Straßen temporär für den Autoverkehr gesperrt werden, oder zumindest die Nutzung als Schleichweg durch eine Sperre unterbunden wird, um den Durchgangsverkehr zu beenden.

Zum Beispiel: Lorettostraße, Urachstraße Lehener Straße, Tennenbacher Straße, Sautierstraße, Weiherhofstraße, Egonstraße

Entlastung der vorhandenen Radinfrastruktur

Freiburg hat mit den Rad-Vorang-Routen bereits zwei fast durchgängige Radverbindungen durch die Stadt geschaffen. Diese sind auch im normalen Alltag an vielen Stellen zu eng, was nun noch mehr unangenehm auffällt, wenn Radfahrer*innen das Abstandhalten der Corona-Verordnung einhalten wollen. „Wir sehen hier dringenden Bedarf, die bestehenden Verbindungen zu entlasten. Das kann zum Beispiel beim FR1 mit der Umleitungsregelung entlang der Wallstraße und Kartäuserstraße erreicht werden, die in der Zeit der Bauarbeiten am Dreisamwehr im Bereich der Greiffeneggbrücke gegolten hatte.“, sagt Christoph Löffler. Wallstraße und ein Teil der Kartäuserstraße waren hier als Fahrradstraße ausgewiesen und die Kartäuserstraße war im westlichen Bereich auf Einrichtungsverkehr für Autos beschränkt. Auch an Durchgangsstraßen, an denen der Radverkehr über den Gehweg geführt wird, können Fahrradstraßen eingerichtet werden, um so einerseits den Radfahrer*innen mehr Platz und andererseits den Fußgänger*innen wieder die volle Breite des Gehweges als Schutzraum zurück zu geben.

Zum Beispiel: Carl-Kistner-Straße, Lörracher Straße, Hohenzollernstraße, Heiliggeiststraße, Friedhofstraße, Waldkircher Straße, Mozartstraße, Stadtstraße, Urbanstraße, Sandstraße, Richard-Wagner-Straße, Wiesentalstraße

Popup-Bikelanes wie in Bogotá, Minneapolis und Berlin

Immer mehr Städte weltweit schaffen jetzt temporäre geschützte Radfahrstreifen – kurz: Popup-Bikelanes –, um Menschen, die auf das Fahrrad angewiesen sind, sichere Fortbewegung zu ermöglichen. Die kolumbianische Metropole Bogotá hat es vorgemacht, Berlin schafft ebenfalls immer mehr temporäre Radspuren.

„In Oakland sind ab Samstag, 11.04.2020 74 km Fahrbahn geöffnet für Rad und Fuß, in Wien 20 Straßen, in Berlin poppen die Bikelanes auf. Berlin hat gezeigt, dass Popup-Bikelanes quasi über Nacht möglich sind. Das kann jede Stadt in Deutschland, auch Freiburg!“, so Ingrid Marienthal. Wie das aussehen kann, hat sie am Beispiel der Basler Straße visualisiert und die Vorschläge auf Twitter veröffentlicht.

Breite und sichere Radwege sind wichtig – um das Abstandhalten zu anderen Personen zu ermöglichen, aber auch, um die Unfallzahlen so gering wie möglich zu halten, damit das Gesundheitssystem seine Kapazitäten in die Behandlung von Patienten mit Covid-19 und anderen akuten Erkrankungen investieren kann. Deshalb solle je ein rechter Fahrstreifen aller mehrspurigen Straßen in Radwege umgewandelt werden.

Hier die wichtigsten Straßen:
Basler Straße,
Eschholzstraße zwischen Magdalena-Gerber-Straße und Baslerstraße,
Schlossbergring, Leopoldring, Bismarckallee,
Friedrichstraße,
Zähringer Straße,
Berliner Allee

Verweise

Pilotprojekt für temporäre Radfahrstreifen während Corona-Krise
Pressemitteilung vom 25.03.2020, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin
https://www.berlin.de/sen/uvk/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.911916.php

Fotos der neuen Radverkehrsführung in Berlin auf Twitter
https://twitter.com/SenUVKBerlin/status/1242859043716202498

Radeln gegen Corona und für die Gesundheit
https://www.tagesspiegel.de/sport/liveblog/tagesspiegel-fahrradblog-radeln-gegen-corona-und-fuer-
die-gesundheit/19996818.html

Bogotá verwandelt Straßen in Fahrradwege
Spiegel Online vom 22.03.2020
https://www.spiegel.de/auto/corona-fahrraeder-duerfen-in-bogota-pkw-fahrspuren-nutzen-a-
b9a4f78e-4a91-450e-a14d-63b37807b19a

Temporäre Radfahrstreifen in Mexico City
https://twitter.com/AlcaldiaMHmx/status/1242579727333748737

Vorschläge für Freiburg
https://twitter.com/Inmarienthal/status/1248151562184261634